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20.12.2019 15:11 Alter: 4 yrs

Controlling mit Ziel

Die zunehmende Ökonomisierung der Krankenhäuser geht vor allem zulasten der Pflegekräfte. Nun ist das Controlling gefragt, Rationalisierungspotenziale zu identifizieren, welche die Arbeitskräfte durch Investitionen entlasten können


Die Diskussion über die Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung hat einen vorläufigen Höhepunkt darin gefunden, dass die Pflegekosten aus dem DRG-Entgeltsystem ausgegliedert werden. Es haben vor allem die Klagen der Pflegeberufe über den zunehmenden Ökonomisierungsdruck in ihrem Arbeitsalltag sowie der zunehmende Pflegekraftmangel die Politik veranlasst, diesen Einschnitt vorzunehmen. In der Tat hat das Fallpauschalensystem die Arbeitsintensität für die Pflege und die Ärzte erhöht. Nicht nur die Fallzahlen pro Pflegekraft beziehungsweise Arzt, sondern auch der Aufwand pro Fall, insbesondere der Pflegeaufwand pro Patient, haben zugenommen, da durch die Verweildauerverkürzung die pflegeextensiven Tage entfallen sind und die pflegeintensiven ersten Tage des Krankenhausaufenthaltes zugenommen haben. Ökonomisch gesprochen wurde die Arbeitsproduktivität gesteigert und die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser hat sich verbessert. Der Anstieg der Arbeitsproduktivität wurde jedoch nicht durch Verbesserung der technischen Unterstützungssysteme ausgelöst, sondern durch die Erhöhung der persönlichen Arbeitslast, was vor allem für die Pflegekräfte zutrifft. Schließlich müssen die Krankenhäuser über die Fallpauschalen nicht nur die laufenden Betriebskosten abdecken, sondern auch zusätzlich Investitionsmittel erwirtschaften. Die Investitionen müssten eigentlich die Länder über Mittelzuweisungen an die Kliniken finanzieren, was aber schon seit Jahrzehnten nicht im ausreichenden Maße geschieht. Der Ökonomisierungsdruck in den Krankenhäusern wird also nicht zuletzt durch das Versagen der Länder ausgelöst. Hier muss ein zielgerichtetes Controlling ansetzen. Es muss die wachsende Arbeitslast aufzeigen und zugleich Rationalisierungspotenziale identifizieren, welche die Arbeitskräfte durch Investitionen entlasten können. Es ist dann Aufgabe der Geschäftsführung, der Politik beziehungsweise ihren Trägern klarzumachen, dass ohne eine erhöhte Investitionskraft die Arbeitslast nicht reduziert werden kann. Dies gilt so lange, wie die DRG-Vergütung nur laufende Betriebskosten abdeckt und die Fördermittel der Länder nicht das betriebswirtschaftlich notwendige Volumen erreichen. Für das strategische Controlling stellt sich die Aufgabe, das Rationalisierungspotenzial zu berechnen, wobei man jene Leistungen ausnehmen muss, die als Zuwendungsleistungen Teil der Pflegequalität sind. Zweckmäßig ist es, hier eine kurz-, mittel- und langfristige Perspektive zu unterscheiden, bis Investitionen ihre Wirkung entfalten können. Rationalisierung und damit Ökonomisierung ist immer geboten, da so die stets knappen Ressourcen optimal eingesetzt werden. Damit darunter nicht die Behandlungsqualität leidet, ist das Controlling aufgerufen zu zeigen, ab wann Ökonomisierung zulasten der Patienten und zur Ausbeutung der Beschäftigten führt.

Der Autor ist Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik in München und Mitglied im Beirat des DVKC. Die Kolumne ist erschienen in f&w 12/2019.