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13.09.2017 10:35 Alter: 7 yrs

DVKC Kolumne September 2017

Die neuen Erlöse


Reicht es wegen zu hoher Abschläge nicht mehr aus, Erlöse zu steigern, rücken die Kosten in den Fokus. Kliniken müssen daher diese transparent machen, die Prozesseffizienz verbessern und ihre Unternehmenskultur anpassen.

Der politische Wille zur Begrenzung der Mehrleistungen in den deutschen Krankenhäusern ist lange bekannt. Mittel zur Durchsetzung ist die Krankenhausfinanzierung. Diese wurde zum 1. Januar 2016 durch das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) novelliert. Leistungen wurden abgewertet, Sachkostenanteile reduziert und der Mehrleistungsabschlag durch den schärferen Fixkostendegressionsabschlag ersetzt. Die Lage ist immer noch einigermaßen unübersichtlich. Zwar sind die Abwertungen einzelner Leistungen mit dem Fallpauschalenkatalog für 2017 bekannt gemacht worden. Weitgehend nicht bekannt sind die Abschläge für die DRG-Mehrleistungen. Bestehen die Krankenkassen in den örtlichen Verhandlungen auf 50 Prozent Fixkostendegressionsabschlag? Was bringen die Schiedsstellen zuwege? Bis heute gibt es dazu kaum belastbare Informationen.

Klar erscheint, dass die auf Mehrleistungen abzielende Steuerung künftig keine auskömmliche Strategie mehr sein kann. Theoretisch ist das den Häusern klar, eine gerade veröffentlichte Roland-Berger-Befragung zeigt allerdings nach wie vor einen Schwerpunkt in der Zielsetzung der Häuser, die Erlöse zu steigern.

Um anstelle der Erlöse nun verstärkt die Kosten in den Blick nehmen zu können, müssen die Häuser Instrumente für ein effizientes Personal- und Sachkosten-Controlling auf- oder ausbauen. Grundlage dazu ist ein entsprechendes Berichtswesen. In vielen deutschen Krankenhäusern sind ausreichend differenzierte Berichte auch heute noch nicht selbstverständlich.

Mit einem guten Berichtswesen verringert sich das Erkenntnisproblem, Transparenz allein führt aber noch nicht zu verbesserten  Ergebnissen. Im besten Fall ist nun klar, wo im Krankenhaus welche Kostenarten aus dem Ruder laufen und zu ökonomisch problematischen Ergebnissen führen.

Ursächlich für erhöhte Personal- und Sachkosten sind häufig ineffiziente Prozesse. Die großen Aufgaben der Häuser sind also, erstens zu detektieren, an welcher Stelle Prozesse verändert werden müssen oder können und zweitens die entsprechenden Vorhaben dann auch noch in die Realität umzusetzen.

Im Vorteil sind die Häuser, die über die passende Veränderungskultur und die dazugehörigen Führungskonzepte verfügen. Denn: kostensenkende Veränderungen induzieren zumindest in der Vorstellung der Akteure steigenden Leistungsdruck und die Aufgabe eingeübter Verhaltensmuster.

„Perspektivenwechsel: Kosten im Fokus“ lautet auch das Motto der 5. Rheinischen Konferenz für Krankenhaus-Controlling am 22. September in Köln, die der Autor organisiert.

Der Autor ist Prokurist, Geschäftsbereichsleiter Controlling, Finanzen und Qualitätsmanagement im Klinikum Leverkusen und Mitglied des DVKC-Vorstandes

erschienen in f&w September 2017