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23.04.2018 11:40 Alter: 7 yrs

Die agile Klinik

In einer dynamisch-komplexen Wirtschaftswelt haben starre Organisationsstrukturen keine Chancen mehr. Flexibilität ist überlebenswichtig gegenüber immer neuen Anforderungen und Rahmenbedingungen. Hier hilft das Konzept der Agilität


Die heutige Unternehmerwelt lässt sich als VUKA-Welt definieren. Das Akronym steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambivalenz. Komplexität meint, dass Zusammenhänge nur teilweise bekannt sind, es zu Nichtlinearität und Rückkopplung kommt und Veränderungen nicht reversibel sind. Komplexe Systeme und Problemstellungen erfordern eine experimentelle Herangehensweise nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Basis dafür ist eine positive Fehlerkultur, wie sie sich seit Ende der 1970er-Jahre in der Luftfahrt etabliert hat. In komplexen Systemen versagen die Managementmethoden des 20. Jahrhunderts. Die durch den Taylorismus eingeführte Trennung zwischen der eigentlichen Arbeit und dem Organisieren der Arbeit - dem Management – ist zu unflexibel und funktioniert nicht mehr. Die starre Organisationsstruktur zeigt sich in den Krankenhäusern an Prozessen, an der Hierarchie und an heterogenen IT-Systemen.

Krankenhäuser müssen agil sein, um zu überleben – beweglich, wendig. Agilität fasst Konzepte wie Lernende Organisationen, Scrum, Lean Management und Lean Thinking zusammen. Im Zentrum der Methodik steht die organisatorische Ausrichtung auf die Erfüllung der Kundenwünsche. Agiles Vorgehen ist iterativ und inkrementell. Permanent zu durchlaufende Lernschleifen helfen, Kunden immer mehr zu verstehen, um die Produkte und Dienstleistungen genauer auf sie abzustimmen und ständig zu verbessern. Es gibt keinen Königsweg, jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden, agile Methoden einzuführen. Entscheidend für agiles Arbeiten ist die Geisteshaltung und Unternehmenskultur. 

Statt herkömmlicher Führung mit Anweisungen, Zielvorgaben und Kontrollen wird eine systemisch lösungsorientierte Führung benötigt, in der Mitarbeiter und Teams selbst denken, schnell und eigenständig handeln und sich selbst organisieren dürfen. Es gilt, zu lernen, die richtigen Dinge zu tun (Effektivität) und die Dinge richtig zu tun (Effizienz). Daneben erhöht Agilität die Zuverlässigkeit beim Einhalten von Zeitplänen, die Produktivität, die Qualität, die Kundenzufriedenheit und den Return on Investment. In einer Umfrage im Jahr 2015 nannten Unternehmen als Vorteile der Einführung von Agilität:

  • Geänderte Kunden-Prioritäten sind besser zu managen (87 Prozent)
  • Teams werden produktiver (85 Prozent)
  • Die Transparenz von Projekten erhöht sich (84 Prozent)
  • Die Teammoral oder Teammotivation verbessert sich (81 Prozent)
  • Ergebnisse sind besser vorhersagbar (81 Prozent)
  • Die Entwicklungszeit verkürzt sich (80 Prozent)
  • Die Qualität verbessert sich (79 Prozent) 

Der Autor, Achim Schütz, ist Mitglied des Vorstands des DVKC e. V., Krankenhausdirektor und Systemischer Unternehmensberater.