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15.05.2017 12:51 Alter: 8 yrs

Personal-Potenzial

Mitarbeiter einer Klinik sind eine weithin unterschätzte Ressource und maßgeblicher Erfolgsfaktor für Wirtschaftlichkeit, Qualität und Innovation als Säulen der Zukunftssicherheit des Unternehmens Krankenhaus. Von Brigitte Götz


In den vergangenen Jahren hat sich der Gesundheitsbereich zu einem Gesundheitsmarkt weiterentwickelt. Die Gründe sind vielfältig und hinlänglich bekannt.

Die Mitarbeiter in den Kliniken mussten sich neuen Paradigmen stellen und ihr aus Studium, Ausbildung oder Überzeugung generiertes Denken über Arbeitsprozesse neu ausrichten. Dies führte zu neuen Kennzahlensystemen, die für Krankenhausmanager zur Unternehmenssteuerung elementar wichtig wurden.

Jedoch ist es nicht allein Erfolg sichernd, die eigenen Kennzahlen im Blick zu behalten. Nicht nur der Mitbewerber oder besser noch das entsprechende Benchmark, also sich mit den „Besten“ zu messen, zählt. Es gibt darüber hinaus einen ökonomisch entscheidenden Parameter, der in jüngster Vergangenheit zu stark in den Hintergrund getreten ist. Denn was macht den „Besten“ aus, was ist sein Erfolgsrezept? Nach meiner Überzeugung ist die Unternehmenskultur, insbesondere im Hinblick auf den „Erfolgsfaktor Mitarbeiter“ zur unterrepräsentierten Kennzahl geworden. Das übliche Kennzahlen-System zu diesem Thema waren Krankheitsquote, Fluktuationsquote, Überstunden und daraus resultierende Rückstellungen. Doch diese einseitige Betrachtungsweise wird dem größten Kostenfaktor, dem Personal, nicht gerecht. Der Mitarbeiter als interner Kunde, hoch qualifiziert, hoch motiviert, ist heute – mehr denn je – Erfolgsfaktor. Es ist Expertenmeinung, dass der Erfolg von Krankenhäusern wesentlich auf einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur basiert. Wenn die Führungsspitze eines Unternehmens mit ausgeprägter sozialer Kompetenz transparente Strukturen schafft, Mitarbeiter über angemessene Entscheidungskompetenzen verfügen, Wertschätzung und Vertrauen durch den Vorgesetzten erfahren, wird nachweislich bis zu 20 Prozent mehr Leistung erbracht. Schlüsselbegriffe im Zusammenhang mit einer solchen „Vertrauenskultur“ sind also Glaubwürdigkeit, Fairness und gegenseitiger Respekt. Es handelt sich hierbei nicht um vernachlässigbare „soft skills“; Unternehmenskultur in Krankenhäusern, könnte sich über einen zu definierenden „Krankenhaus-Impact-Factor“ zu einer neuen Kennzahl und zu einer neuen Wettbewerbsgröße - auch für externe Kunden erkennbar - entwickeln.Daraus ergibt sich eine weit über das konventionelle Personal-Controlling hinaus gehende Thematik. Unter dem Leitgedanken,"Personal - vom Kostenfaktor zum Erfolgsfaktor", wird sich im Rahmen des kommenden Deutschen Krankenhaus Controller Tags am 11. und 12. Mai in Potsdam eine Expertengruppe konstituieren, um neue, transparente Qualitätskriterien im Zusammenhang mit "Employer Value Proposition" (EVP) zu entwickeln.

Die Autorin ist DVKC-Vorstandsmitglied und Kaufmännische Direktorin der Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim gGmbH. Die Kolumne erschien in der f&w Mai 2017.