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23.07.2020 13:11 Alter: 4 yrs

Lasst uns mutiger sein!

Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt: Was bislang nicht denkbar erschien, ist nun doch möglich. Vor Corona ist die Digitalisierung nicht zwangsläufig an finanziellen Ressourcen gescheitert, sondern an der Skepsis der Anwender. Von Prof. Dr. Björn Maier


Die Digitalisierung in Krankenhäusern und vor allem auch zur Unterstützung und Steuerung der Pflege ist keine Frage des Könnens, sondern häufig auch des Wollens. Wie kommt man zu dieser gewagten These? Ein kleines Beispiel: Die Umsetzung digitaler Kongresse und Großveranstaltungen und auch eines digitalen KrankenhausController Tages schien uns im März noch eine kühne Vision. Inzwischen wissen wir: Es ist relativ leicht möglich, Veranstaltungen digital durchzuführen, wenn es den Willen und die Notwendigkeit dazu gibt. Und: Diese Veranstaltungen sind anders, aber sie schaffen einen spezifischen Mehr wert und sind somit wertvoll. In der Pflege ist die Situation ganz einfach nachzuzeichnen: Die Steuerung der Pflegebudgets und der Pflegepersonaluntergrenzen erfolgt in vielen Krankenhäusern immer noch oft händisch gestrickt. Das belegt die jährliche Studie zum Stand und zur Umsetzung des Controllings in deutschen Akutkrankenhäusern wieder einmal sehr deutlich. Die Automatisierung solcher Dokumentationen und Berichte ist in vielen anderen Bereichen Standard und führt durch entsprechende Werkzeuge auch auf Dauer zu weniger als zu mehr administrativem Aufwand. Auch die Unterstützung durch Robotik und andere digitale Möglichkeiten wird häufig mehr als kritisch gesehen. Warum? Neben fehlenden Investitionsmitteln ist wohl der häufigste Grund: die Skepsis. Wir können uns nicht vorstellen, dass neue Lösungen einen Mehrwert schaffen – auch in der Pflege – und ja, dass sie anders, aber eben nicht zwingend schlechter sind. Diese Haltung lässt uns oft in Strukturen verharren, welche nicht mehr den Anforderungen unserer Zeit gerecht werden. Und: Häufig setzten wir die wichtigste Ressource am Ende falsch ein: den Menschen. Wir bürden den Pflegenden Aufgaben auf, die sie von ihren eigentlichen Aufgaben abhalten. Dann ist die Regulatorik verantwortlich und nicht der fehlende Mut zur Innovation. Aus diesem Grund: Lasst uns endlich etwas mutiger sein. Lasst uns elektronische Lösungen ausprobieren und umsetzen. Nicht nur bei digitalen Veranstaltungen.

Der Autor ist Studiendekan an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Vorstandsvorsitzender des DVKC. Die Kolumne ist erschienen in f&w 07/20.